Stellungnahme des Personalrates der Friedrich-Fröbel-Schule, Neu-Isenburg

Zum Kooperationsvertrag „Modellregion Inklusion“ im Kreis Offenbach

 
Sehr geehrter Herr Lorz,
 
sehr überraschend und zu unserem großen Bedauern wurde uns im September des letzten Jahres durch Herrn Dr. Bieniußa, Leiter des Staatlichen Schulamtes Offenbach, mitgeteilt, dass der Kreis Offenbach und das Hessische Kultusministerium beabsichtigen den Förderschwerpunkt Lernen an unserer Schule auslaufen zu lassen. 
 
Wir verstehen uns als ein äußerst engagiertes und der Inklusion gegenüber aufgeschlossenes Kollegium, sehen aber auf dem langen Weg zu einem erfolgreichen Gelingen noch viele Hürden, die aus unserer Sicht innerhalb der bis jetzt bekannten Rahmenbedingungen zur „Modellregion Inklusion“ kaum zu überwinden sind.
 
In diesem Zusammenhang bedauern wir sehr, dass mit dem Förderschwerpunkt Lernen der Friedrich-Fröbel-Schule ein sehr gut funktionierendes System aufgegeben wird, das nicht nur über eine 100jährige Tradition verfügt und regional sehr gut vernetzt ist, sondern auch in den letzten Jahren immer wieder für seine engagierte und sehr erfolgreiche Arbeit gelobt wurde.

  • Bei beiden bisher durchgeführten Schulinspektionen im Jahr 2007 und 2011 haben wir jeweils sehr gute Ergebnisse erzielt. 
  • 50% unserer Lernhilfeschüler haben in den letzten Jahren in Kooperation mit der Brüder-Grimm-Schule, Haupt- und Realschule, erfolgreich einen Hauptschulabschluss erreicht.
  • Die große Mehrheit der Eltern unserer Schülerinnen und Schüler möchte den Förderschwerpunkt Lernen an unserer Schule beibehalten und sieht ihre Kinder im Rahmen der geplanten bzw. bestehenden Inklusionsbedingungen nicht adäquat betreut und gefördert. Ferner haben die Eltern große Bedenken, ob ihre Kinder in den Regelschulen gut aufgenommen und dort nicht zu Mobbing-Opfern werden. Seit es
    die Möglichkeit gibt, dass die SuS inklusiv beschult werden, wurde es nur von einem Elternpaar gewünscht. Ansonsten gibt es viele Anfragen von Eltern, die ihr Kind bewusst in der FFS in der Schule für Lernen beschulen lassen wollen. 
  • Wir wurden 2011 zu einer von drei Comenius-Projekt-Förderschulen in ganz Hessen ausgewählt und besuchten im vergangenen Jahr mit 10 Schülerinnen und Schülern eine Partnerschule in England. 
    Seit vielen Jahren engagieren wir uns als erfolgreicher Kooperationspartner zahlreicher Institutionen sowie Verbände und haben eine weitreichende kommunale und regionale Vernetzung aufgebaut: z.B. Jugendbüro, Brüder-Grimm-Schule, Bürgerstiftung, Ausbildungsforum, Berufsbildungswerk Karben, Partner in Leadership (Partner Deutsche Bank) etc.
  • Das bestehende System mit zwei Schulen unter einem Dach bot die Möglichkeit einer schulformübergreifenden Zusammenarbeit zwischen der Schule mit dem Förderschwerpunkt Sprachheilförderung und den Förderschwerpunkt Lernen, die im Kreis Offenbach einzigartig ist und welche vielen Schülerinnen und Schülern eine über ihre Schulform hinausgehende passgenaue Förderung zukommen ließ.   
  • Diese Aufzählung ließe sich fortsetzen, würde aber den Rahmen dieses Schreibens sprengen.

Die Umsetzung der UN-Konvention im Bereich Inklusion ist ein Ziel, welches wir gerne unterstützen und zu einem großen Teil bereits im Rahmen unserer aktuellen Tätigkeiten  engagiert und erfolgreich verfolgen. Leider sehen wir uns jetzt zum Teil für unsere erfolgreiche Präventionsarbeit (z.B. in den Kindergärten, Vorlaufkursen sowie Regelschulklassen der Grundschulen und weiterführenden Schulen ) bestraft, da gerade auch dieser Einsatz zu den rückläufigen Schülerzahlen an der Friedrich-Fröbel-Schule im Bereich Lernen geführt hat, was wir stets als sehr positiv erachteten. Nach wie vor gibt es allerdings immer noch eine hohe Anzahl von Kindern mit Anspruch Lernen (und wird es in den nächsten Jahren noch geben!), denen diese vorbeugenden Maßnahmen nicht ausreichen und die ein Lernumfeld benötigen, welches über die der Inklusiven Beschulung aktuell
zugedachten Ressourcen deutlich hinausgeht. Dieses Lernumfeld bieten wir seit vielen Jahren durch eine engagierte und durch Fachkompetenz unterstützte Arbeit mit wie oben erwähnt überzeugenden Ergebnissen, sowohl in Bezug auf die erreichten Abschlüsse als auch hinsichtlich der Wertschätzung durch die Eltern und unserer Kooperationspartner. 
 
Gerne möchten wir die Regelschulen auch weiterhin auf dem langen Weg zu einem gemeinsamen Lernen von Schülern mit und ohne Behinderungen unterstützen. Wir fürchten jedoch, dass durch das Auslaufen des Förderschwerpunktes Lernen an unserer Schule ein vor allem im Sinne der Kinder erfolgreiches System aufgegeben wird, ohne dass ein adäquates
sowie erprobtes Ersatzangebot in Sicht oder gar ausgebaut scheint, welches die vielfältigen Aufgaben in der Arbeit mit beeinträchtigen Schülerinnen und Schüler bewältigen kann.
 
Wir bitten Sie daher eindringlich zum Wohle der betroffenen Kinder Folgendes zu berücksichtigen:

  • Die Zusagen vom Staatlichen Schulamt einhalten, dass zwar ab Klasse 1 keine neuen Klassen mehr gebildet, bestehende aber weiter geführt werden können - auch von Klasse 4 in Klasse 5. Aufnahme dieses Punktes in den Schulentwicklungsplan.
  • Höhere Stundenzuweisung für IB 
  • Feste Zuordnung von FörderschullehrerInnen an das BFZ,  
    • um mit einer gewissen Flexibilität in Bezug auf die sich im Wandel befindlichen Bedingungen und Bedürfnisse an den Regelschulen reagieren zu können. 
    • und weiterhin übergreifende fachspezifische Team- und Fallbesprechungen sowie einen regelmäßigen Austausch mit anderen Förderschulkräften zu gewährleisten.
    • um fachliche Steuerung und Unterstützung durch die BFZ-Leitung zu erfahren. 
  • Deputate für die Kooperation von Lehrkräften der allgemeinen Schulen und der Förderschullehrkräfte
  • mehr spezifische Fortbildungsangebote für Regel- sowie Förderschullehrer  
  • Rückkehr zu kleineren Klassen (wie vor der Neuregelung der sonderpädagogischen Verordnung!), um individualisiertes Unterrichten auch in den fast in allen Fällen zu kleinen Klassenräumen überhaupt ermöglichen zu können.

Für Rückfragen stehen wir gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen 

Im Namen des Kollegiums, 

der Personalrat der Friedrich-Fröbel-Schule 

Susanne Völker

Friederike Wolf

Stefan Wißmann