Tag der Geschlossenen Tür – drei Offenbacher Gymnasien setzen ein Zeichen

"Zum Halbjahreswechsel werden für Hunderte Schülerinnen und Schüler der Grundschulen die Weichen für die Zukunft gestellt: Wer wird welche weiterführende Schule besuchen? Der Tag der offenen Tür hat in den vergangenen Jahren allen Interessierten wertvolle Einblicke in das Schulleben des jeweiligen Gymnasiums ermöglicht.
Dieses Mal bleiben die Türen geschlossen.
Anfang des Jahres haben die Personalräte der Offenbacher Gymnasien die Überlastung ihrer Kollegien ihrem obersten Dienstherrn auf dem Dienstweg angezeigt und die Öffentlichkeit über die Presse darüber in Kenntnis gesetzt. In einer Überlastungsanzeige haben die Lehrkräfte der einzelnen Kollegien ihre Sorge zum Ausdruck gebracht, angesichts der allgemeinen gesellschaftlichen Veränderungen und den zunehmend komplexer werdenden Anforderungen in Bezug auf Organisation, Individualisierung und Differenzierung ihrer Aufgaben im Rahmen ihrer Dienstpflicht dem Anspruch an die Professionalität ihrer Arbeit nicht mehr gerecht werden zu können und sich zunehmend Unzufriedenheit, psychischem Stress und gesundheitlichen Beeinträchtigungen auszuliefern.
Der oberste Dienstherr hat trotz seiner Fürsorgepflicht nicht auf die Überlastung reagiert; die Personalräte wurden lediglich zu einer Anhörung ins Staatliche Schulamt eingeladen, konkrete schul- und situationsspezifische Maßnahmen zur Reduktion der Überlastung sind jedoch seitdem nicht eingeleitet worden.
Der Rahmen der Möglichkeiten, den Dienstherrn und die Öffentlichkeit auf diese für alle Seiten ungute Entwicklung aufmerksam zu machen, ohne dabei die Dienstpflicht zu verletzen, ist für die Lehrkräfte beschränkt. Ein Aussetzen des Tags der Offenen Tür als schulspezifischem Informationsangebot und Entscheidungshilfe für Kinder und Eltern bei der Wahl einer weiterführenden Schule bietet als eine freiwillige Aktion der jeweiligen Schulen eine der wenigen Möglichkeiten, zugleich die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen und die eigene Belastung geringfügig zu reduzieren.
Statt erhoffter Verbesserungen der Arbeitsbedingungen mussten die Kollegien feststellen, dass nun auch noch das Verbot der sogenannten „Vorarbeit“ ausgesprochen wurde. Bisher war es Praxis, dass die Schulen als kleinen Ausgleich für ihre vielfältigen freiwilligen Zusatzveranstaltungen wenigstens die Möglichkeit hatten, beispielsweise an einem Faschings-Dienstag den Unterricht ausfallen zu lassen. Dies wurde den Schulen auch noch untersagt und dies können die Kollegien vor dem Hintergrund der erfolgten Gespräche zu den Überlastungsanzeigen nur als völlige Missachtung der Situation an den Schulen verstehen.
Bei einem Treffen am 8.11.2017 haben sich die Personalräte der drei Offenbacher Gymnasien deshalb darauf verständigt, den traditionellen Tag der Offenen Tür im Januar 2018 nicht auszurichten. Vorausgegangen waren an allen drei Gymnasien Abstimmungen der jeweiligen Personalversammlungen, in denen sich alle drei Kollegien für die Absage des Tags der Offenen Tür am Beginn des neuen Kalenderjahres ausgesprochen haben. Weitere Informationsveranstaltungen sind von diesem Beschluss nicht betroffen.
Die Kollegien der drei Gymnasien fordern nochmals eine Auseinandersetzung mit der übermäßigen Belastung der Kolleginnen und Kollegen und insbesondere die Aufhebung des Verbots der Vorarbeit und eine Wiederherstellung der seit Jahren gelebten und erprobten Praxis."

Pressemitteilung, gez. die Vorsitzenden der Personalräte der drei Offenbacher Gymnasien: Albert-Schweitzer-Schule, Leibnizschule, Rudolf-Koch-Schule