Schulsanierung - Asbest in der Käthe-Kollwitz-Schule

Gesundheitsgefährdungen müssen vermieden werden.

Presseerklärung des Kreisvorstandes der GEW Offenbach-Stadt vom 25.9.2017

Bei den Sanierungsarbeiten in der Offenbacher Käthe-Kollwitz-Schule wurden am 21.9. Schadstoffe in Anwesenheit von Lehrkräften und einer Schülerin freigesetzt. Damit ist das eingetreten, wovor die GEW Offenbach-Stadt stets gewarnt hatte: Eine Asbestsanierung im laufendem Schulbetrieb sei hochgefährlich. Die Stadt Offenbach hatte hingegen wiederholt versichert, es könne kein Asbest bei einer Sanierung freigesetzt werden, da mit Unterdruck gearbeitet werde. Fehler würden nicht gemacht. Nun ist genau das aber schon in der Anfangsphase der Sanierung passiert.

 Ein offensichtlich schlecht informierter Handwerker hat gleich in mehreren Räumen Löcher in asbesthaltige Bodenbeläge gebohrt - und dabei den hochgefährlichen Stoff freigesetzt. Während seiner Bohrungen fanden in einem Raum eine Konferenz und in einem anderen Unterricht statt. "Sie können drin bleiben, es geht schnell", soll sinngemäß mitgeteilt worden sein, und so geschah es dann auch. Weil bereits eine einzige mikroskopisch kleine Asbestfaser Lungenkrebs auslösen kann, sind die Betroffenen beunruhigt. Vertreter der Stadt behaupteten zwar, die Gefahr tendiere gegen Null. Das Vertrauen vieler Kolleg/-innen in den Schulträger ist allerdings erschüttert. Zu lange wurden sie in dem verwitternden Asbestbau hingehalten mit Bemerkungen wie: „Was wollen Sie denn, sterben müssen wir alle“ – getätigt vom Stadtschulamtsleiter auf einer Informationsveranstaltung in der Schule zum Thema Asbest, noch vor der Sanierung. Und nach dem Beginn der Sanierungsarbeiten sind weitere Fehler gemacht worden.

Bauleitung und Schulträger bemerkten den Fehler nicht. Einige Stunden nach den Bohrungen fiel dem stellvertretenden Schulleiter die Panne auf, und die Schulleitung musste viel Energie investieren, bis die betroffenen Räume gesperrt und die Türritzen mit Klebeband verschlossen waren. In der Zwischenzeit konnten sich die freigesetzten Asbestfasern weiter verbreiten.

Es bleibt die Frage, wieweit die Gesundheit der unmittelbar Beteiligten beeinträchtigt wurde - was sich aufgrund der geringen Abmessungen der Fasern wohl auch kaum zuverlässig klären lassen wird. Lungenkrebs durch Asbestfasern wird meist erst Jahrzehnte später festgestellt. Als zynisch empfunden wurde die Antwort einer Begleiterin des Schuldezernenten, die einer von der Bohrung betroffenen Kollegin sagte, sie müsse sich keine Sorgen machen, denn: „Sie leben noch mindestens 20 Jahre“. Zu diesem Zeitpunkt lagen noch nicht einmal Messungen vor.

 Die Stadt plante, in den betroffenen Räumen Asbestmessungen vorzunehmen – aber diese vorher gründlich zu reinigen. Ein solches Vorgehen ist aus fachlicher Sicht zu kritisieren: In einem frisch gewischten Raum wird kaum Feinstaub zu finden sein. Die Schulleitung musste intervenieren, damit wenigstens in zwei Räumen vor der Reinigung gemessen wird. Allerdings garantieren selbst günstige Messergebnisse noch keine Schadstofffreiheit: Aus Kostengründen wird nur bis zu einem Grenzwert von rund 100 Fasern pro m³ gemessen.

 Die GEW fordert die Stadt Offenbach als Schulträger dazu auf, die Sorgen der Kolleg/-innen Ernst zu nehmen und gesundheitliche Belastungen für die Schüler/-innen und das Kollegium bei den Baumaßnahmen vollständig zu vermeiden. Das kann nur gelingen, wenn diese nicht mehr im laufenden Schulbetrieb erfolgen. Dass Arbeiter mit Atemschutzmaske an der Dachdämmung arbeiten, während Schüler/-innen und Lehrer/-innen ohne einen derartigen Schutz an ihnen vorbei laufen, darf nicht mehr vorkommen. Gesundheitliche Gefährdungen können nur dann sicher ausgeschlossen werden, wenn die Arbeiten nicht im laufenden Betrieb erfolgen: Der Altbau der Schule muss während der Sanierung geräumt und großflächig abgesperrt werden. Dies fordert – gemeinsam mit uns – auch der Schulpersonalrat der Käthe-Kollwitz-Schule.

Sicher kämen für eine Auslagerung des Unterrichts Mehrkosten auf die Stadt zu. Die Stadt Offenbach sollte diese Mehrkosten auf sich nehmen, um gesundheitliche Risiken für Lehrkräfte, Schüler/-innen und Eltern auszuschließen.

Das Vorsitzendenteam