Ein bisschen krebserregend macht trotzdem Krebs!

Stellungnahme zur Pressemitteilung der Stadt Offenbach vom 26.9.17

Sehr geehrte Damen und Herren,

in der aktuellen Presseerklärung der Stadt Offenbach zu den Raumluftmessungen in der Käthe-Kollwitz-Schule findet man in zwei anscheinend widersprüchliche Sätze: "Das Messergebnis zeigt nun, dass aus den Bohrlöchern im Boden kein Asbest in die Raumluft gelangt ist." und: "In zwei Messfiltern wurde jeweils eine Asbestfaser und bei einem Messfilter zwei Asbestfasern nachgewiesen."

Dass, wenn man bohrt, das, was man anbohrt, feingemahlen wird und austritt, weiß jede/r, die oder der schon mal einen Staubsauger unter eine Bohrmaschine gehalten hat. Warum soll das bei asbesthaltigen Böden anders sein? 

Zur Problematik von Asbest-Raumluftmessungen (aus einer Info für die Kolleg_innen der Schule 2009):

Für die mikroskopische Untersuchung wird aus dem Filter ein Quadrat mit einer Seitenlänge von nur einem Millimeter ausgeschnitten und in 2000-facher Vergrößerung abgesucht. Dass bei der Untersuchung eines so kleinen Ausschnitts auch nur Näherungswerte ermittelt werden können, versteht sich von selbst. Wenn keine Faser auf dem Quadratmillimeter gefunden wurde, bedeutet das laut TÜV-Gutachten in der Regel, dass in 1 m3 Raumluft mit 95%iger Wahrscheinlichkeit im Durchschnitt weniger als 296 Asbestfasern zu finden sein werden. Selbst diese Angaben relativiert der TÜV in seinen Gutachten noch einmal: „Die nach dem beschriebenen Verfahren ermittelte Fasernanzahlkonzentration kann vom wahren Wert abweichen. Abweichungen können bei der Probennahme, der Probenpräparation und der Auswertung entstehen.“

Wenn nun in der Presseerklärung damit beruhigt werden soll, dass nur 1-2 Fasern in einigen Räumen gefunden wurden, bedeutet dies entsprechend, dass mehr als 300 Fasern pro m3 Raumluft wahrscheinlich sind; die Stadt spricht in der Presseerklärung von unter 500 Fasern. Dies ist zwar unterhalb der Werte, für die sofortiges Handeln gesetzlich vorgeschrieben. Aber wir wissen, dass eine einzelne Faser ausreichen kann, um Krebs zu erzeugen. Und wir wissen auch, dass der Mensch in 24 Std. ungefähr 12.000 l Luft ein- bzw. ausatmet (Rainer Müller, Lehrstuhl für Didaktik der Physik, Universität München). 

Das lässt sich so hochrechnen: Wer sich einen Vormittag lang (4 Stunden) einem der Räume, um die es hier geht, aufhält, wird wahrscheinlich nicht mehr als 1.000 Asbestfasern durch seine Lungen transportieren.