Trauer um Jürgen Hein

*20.11.1934 in Königsberg +26.3.2017 in Offenbach

Bei der Trauerfeier charakterisierte Jürgens Sohn das Leben seines Vaters als Suche - Suche nach Heimat, nach Gerechtigkeit und nach Bildung. Als 10-Jähriger  war er am Ende des 2. Weltkrieges aus seiner Heimat Ostpreußen vertrieben worden. Nach vielen Zwischenstationen lebte er mit seiner Frau fast 50 Jahre in Urberach, wo er immer nur ein Eingeplackter blieb. In Ostpreußen gehörte er zu der privilegierten Schicht. Sein Vater und Großvater waren Gutsbesitzer. Er fuhr mit der eigenen Kutsche zur Schule, nahm unterwegs gern andere Kinder mit. Er fand es ungerecht, wie schlecht sein Großvater die  Arbeiter auf dem Gut behandelte, vor allem die lettischen. Die Ungerechtigkeit traf ihn in umgekehrter Richtung, als er nach dem Krieg nicht aufs Gymnasium gehen durfte, weil sein Vater und Großvater nicht entnazifiziert wurden. Auf vielen Umwegen (Lange Jahre hat er als Fahrlehrer seinen Lebensunterhalt verdient.) und mit großem Ehrgeiz konnte er doch noch studieren und wurde Berufschullehrer, zuletzt an der Käthe-Kollwitz-Schule in Offenbach.  Um behinderten und benachteiligten Kindern helfen zu können, machte er noch eine Zusatzausbildung als Förderschullehrer. Seine Suche nach Gerechtigkeit führte ihn auch zur GEW, der er 59 Jahre lang angehörte. Er engagierte sich in der Landes-Fachgruppe Berufliche Schulen, war eines der Gründungsmitglieder des „Insiders“. Nach seiner Pensionierung war er viele Jahre Seniorenvertreter des Kreisverbandes Offenbach-Stadt in der Landes-Personengruppe Senioren. Allgemein zugängliche Bildung war ihm sehr wichtig – an öffentlichen Schulen und Einrichtungen – und für alle Altersstufen. Bildung kann keiner wegnehmen, selbst in einem Krieg nicht. Bis wenige Wochen vor seinem Tod besuchte er noch an bis zu vier Tagen der Woche die U3L (Universität des 3. Lebensalters) in Frankfurt und organisierte auch Besuche dorthin für unsere GEW-Senioren.