Gemeinsame Fahrt

GEW-Senioren aus Offenbach-Stadt und –Land und Hanau in Michelstadt

Am 11. September 2014 fuhr unsere Gruppe ab Offenbach mit Zusteigern in Hanau mit der Odenwaldbahn nach Michelstadt, wo wir von Erika Klimek-Held aus dem GEW-KV Odenwald abgeholt wurden. Das erste Ziel war die Einhards-Basilika in Michelstadt-Steinbach. Einhard, der Vertraute Karls des Großen, hatte sie Anfang des 9. Jahrhunderts bauen lassen. Große Teile der Mauern aus karolingischer Zeit sind noch erhalten, was die Basilika zu einem besonderen Baudenkmal macht. Einhard wollte seinen Lebensabend in Steinbach verbringen, wo es ihm allerdings nicht lange gefiel. Er zog nach Seligenstadt und ließ dort wieder eine Basilika bauen, die heute noch als Kirche benutzt wird. Die dort befindlichen Reliquien von Marcellinus und Petrus waren zuerst einige Jahre in Steinbach. Die Basilika in Steinbach fiel an das Kloster Lorsch, das im 12. Jahrhundert dort ein Benediktinerkloster einrichtete. Zuerst lebten hier Mönche, später bis ins 16. Jahrhundert  Nonnen, die nach der Reformation bleiben konnten und ein Spital betrieben. In der Klosterzeit gab es mehrfache Umbauten, auch einen Anbau als Wohnraum.  Dass das Gebäude nicht verfiel, ist auch den Grafen zu Erbach-Fürstenau zu verdanken, die es nicht nur zu Lagerzwecken gebrauchten sondern auch als Begräbnisstätte der gräflichen Familie. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde erkannt, dass dieses Gebäude, das im Sprachgebrauch der Dorfbewohner immer noch das „Klouschter“ ist, die von Einhard errichtete Basilika ist. Sie ist heute in Landesbesitz und wurde vor wenigen Jahren restauriert.

Ganz in der Nähe der Basilika haben sich die Grafen von Erbach-Fürstenau ein Wasserschloss an der Mümling erbauen lassen, das sie heute noch bewohnen. Wir konnten in den Innenhof gehen und das Ensemble ansehen. Gerade gegenüber vom Schloss liegt die traditionsreiche Gaststätte „Gerste“, wo wir zu Mittag aßen.
Zu Fuß ging es wieder am Bahnhof vorbei in die Altstadt von Michelstadt mit den schönen Fachwerkhäusern. Wir besichtigten in einem alten Sandsteingebäude die Nicolaus-Matz-Bibliothek. Nicolaus Matz wurde gegen 1443 in Michelstadt geboren, konnte studieren und wurde Rektor der Universität Freiburg sowie Domherr von Speyer. Er schenkte seiner Heimatstadt seine umfangreiche Bibliothek, die aus seiner Studienzeit noch etliche handgeschriebene Bücher enthält, aber vor allem über hundert mit der gerade von Gutenberg erfundenen Technik gedruckte Bücher. Die Kirche und die Grafen von Erbach hegten diese Bibliothek und vermehrten sie sogar. Es ist erstaunlich, wie gut erhalten diese 500 Jahre alten Bücher sind. Wissenschaftlich interessant ist dabei weniger der Inhalt der Bücher ( Die Texte sind auch anderweitig zu finden.) als die handwerkliche Herstellung: Papier, Druckfarben, Bindung, Einband.

Mit kleinen Taxibussen ging es zurück in die Gegenwart: Wir fuhren zur Firma Koziol, die am Rand von Erbach gleich hinter Michelstadt liegt. Dieser Betrieb verarbeitete früher Elfenbein, was dann aus Gründen des Artenschutzes   nicht mehr möglich war. Schon gleich nach dem 2. Weltkrieg hatte der Firmeneigentümer die Idee, Kunststoff als Ausgangsmaterial zu benutzen, das nicht geschnitzt wird wie Elfenbein, sondern verflüssigt und in Formen gespritzt wird. Im Firmenmuseum konnten wir die Entwicklung nachvollziehen und einige Produkte aus früheren Jahren wiedererkennen. Heute wird hier Nützliches,  aber auch schöner Schnickschnack produziert und verkauft. Die Firma hat schon viele Designer-Preise gewonnen. Nach einem Blick in die Produktionshalle gab es Kaffee und Kuchen.  Wer wollte, konnte  im Koziol-Shop einkaufen. Nach einem kurzen Fußweg zur Haltestelle Erbach-Nord brachte uns die Odenwaldbahn wieder nach Hause.

Über die Vernetzung in der GEW-Landespersonengruppe der Senioren war es möglich, Mitglieder aus mehreren Kreisverbänden einzuladen. Wir danken der Kollegin Klimek-Held vom Odenwaldkreis für die Organisation der Besichtigungen in Michelstadt und Erbach und die Begleitung an diesem Tag.