Würdigung zum Abschied von Edith Knecht vom Kreisverband Offenbach-Land

Am 23.07.2022 ist Edith Knecht, unsere langjährige Weggefährtin in der GEW, nach einem arbeitsreichen und erfüllten Leben mit 93 Jahren von uns gegangen.

 

Eine kämpferische Frau ist von uns gegangen

Der GEW-Kreisverband Offenbach-Land hat Ende Juli 2022 von Edith Knecht Abschied genommen. Mit ihr verlieren wir eine gute Freundin und Kollegin.

Aus Gera stammend, wurde Edith in die Weltwirtschaftskrise, in Massenarbeitslosigkeit und Armut hineingeboren. Sie erlebte als Kind die Zerstörung der Weimarer Republik, die Machtübertragung an die Nazis, den Terror der Faschisten, den 2. Weltkrieg. Als der Krieg begonnen wurde, war Edith 11 Jahre alt und konnte den Terror und die Schrecken des Krieges schon bewusst wahrnehmen. Auch die zweimalige Inhaftierung ihres Vaters musste sie miterleben.

1946 trat Edith in Gera in die Gewerkschaft Unterricht und Erziehung im FDGB Thüringen ein. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie als Lehrerin, in einem Beruf, den sie als kontaktfreudiger Mensch sehr gerne ausübte. 1953 zog sie aus ganz persönlichen Gründen in den Kreis Offenbach. Edith erschien dieser Entschluss nicht so einschneidend, wie er sich in der Rückschau darstellt. Sie war damals überzeugt, die Einheit der beiden deutschen Teilstaaten mit endgültiger Sicherung der Arbeiter- und Angestelltenrechte werde nicht lange auf sich warten lassen. Doch hier traf sie auf das Schweigen über die Gräuel der Nazis und die Verbrechen der Wehrmacht, auf die Unterdrückung linker Opposition und schließlich auf das KPD-Verbot Mitte der 50er Jahre, später dann auf die Notstandsgesetze, die Berufsverbote im Staatsdienst bis hin zum Sozialabbau. Trotz dieser Erfahrungen hat Edith - mutig und unverzagt, wie sie war - nie resigniert, sondern sich mit viel Lebenswillen und Optimismus, mindestens mit viel Hoffnung, für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen eingesetzt.

In der BRD konnte Edith zunächst nicht als Lehrerin arbeiten. Durch ihre unterschiedlichen Tätigkeiten wurde sie Mitglied der HBV, später der ÖTV. Mit Beginn ihrer Tätigkeit als Förderschullehrerin an der Fröbelschule in Neu-Isenburg wechselte sie noch einmal die Gewerkschaft und war seit 1970 Mitglied in der GEW. Insgesamt war sie 76 Jahre Gewerkschafts-mitglied. Während ihrer Zeit im Schuldienst und auch danach hat sie sich immer aktiv im Schulpersonalrat, später dann im Gesamtpersonalrat und im Kreisvorstand für die Interessen der Angestellten und für die Ziele der GEW engagiert. Auch nach ihrem Renteneintritt war sie als Mitglied im Vorsitzendenteam der Personengruppe Seniorinnen und Senioren bis auf Bundesebene der GEW aktiv.

Wir von der GEW verdanken Edith viel.

An die Kolleginnen und Kollegen ihrer Generationen und auch an die Jüngeren hat sie ihre Überzeugung weitergegeben, dass demokratische Verhältnisse in den Schulen und darüber hinaus und sozial erträgliche Bedingungen am Arbeitsplatz nicht geschenkt werden. Sie müssen vielmehr durch gewerkschaftliche Kampfbereitschaft und durch solidarische Aktionen durchgesetzt werden. Und so konnten wir immer auf Ediths aktive Solidarität zählen!

Für den GEW – Kreisvorstand Offenbach-Land

Ruth Storn