27.3.2019: DGB Senioren auf der Route der Industriekultur

von Offenbach über Frankfurt nach Rüsselsheim mit Dr. Peter Schirmbeck

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit einem voll besetzten Bus startete die Gruppe in Offenbach, begleitet  von Dr. Peter Schirmbeck, dem Initiator der Route der Industriekultur Rhein-Main und Begründer des Industriemuseums in Rüsselsheim, der in seinen Ausführungen die Entwicklung der Industrie und die Veränderungen in der Arbeitswelt erläuterte.

Die Industrie und die wachsende Bevölkerung mussten mit Energie versorgt werden. Die erste Station war daher das neue Offenbacher  Kohlekraftwerk am Nordring, das umweltfreundlich die Abwärme bei der Stromerzeugung in das Fernwärmenetz speist und die Rauchgase weitgehend entgiftet. Da die Kohle mit dem Schiff geliefert wird, liegt es, wie schon das frühere Gaswerk, von dem noch der Jugendstilturm erhalten ist, direkt am Main.

Nach der Überquerung des Mains war die nächste Station die Europäische Zentralbank, die auf dem Gelände der früheren Großmarkthalle errichtet wurde. Die moderne Architektur integriert zwar die alte Halle, die vom Architekten Elsässer in den 1920er Jahren entworfen wurde, zerstört aber doch die Dachkonstruktion. Von der Rampe der Großmarkthalle wurden ab 1942 zehntausend Frankfurter Juden in Güterwagons  verladen und in die Vernichtungslager geschickt. Eine Gedenkstätte dazu ist großenteils außerhalb der EZB gelegen und für Interessierte zugänglich.

Weiter ging es nach Westen zu den Adlerwerken. Das Gebäude steht noch, Stahlbeton mit Klinker verkleidet. Es ist heute an die DB vermietet, die dort Büroräume nutzt. Außerdem ist das Gallustheater in diesem Gebäude untergebracht. Produziert hatten die Adlerwerke z.B. Schreibmaschinen und Motorräder und zwar in hochentwickelter industrieller Arbeitsteilung. In den Jahren des 2. Weltkrieges waren dort viele Zwangsarbeiter eingesetzt, viele starben wegen der schlechten Bedingungen. Dieses KZ wurde Katzbach genannt. Nur eine kleine Gedenktafel erinnert daran.

Das Stadt- und Industriemuseum in Rüsselsheim ist in der ehemaligen Festung untergebracht. Dr. Schirmbeck hat hier nicht nur alte Maschinen zusammengetragen, sondern auch die Arbeitsbedingungen und ihre Veränderungen dargestellt. Im Museum hatte die Gruppe zwei Führungen gebucht, in denen auch klar wurde, was Opel für den Ort Rüsselsheim bedeutet. An den  beiden Opelvillen vorbei, die heute für kulturelle Zwecke benutzt werden, führte ein kurzer Fußweg zum Opelwerk. Bei Opel wurden zunächst Nähmaschinen produziert, dann auch Fahrräder und schließlich Automobile. 1924 wurde das erste Fließband in Deutschland bei Opel aufgebaut. Bereits 1929 wurde das Werk an General Motors verkauft, so dass die Rüstungsproduktion im 2. Weltkrieg und der Einsatz von Zwangsarbeitern mit amerikanischer Unterstützung geschah. Das Opelgelände ist 2,5 qkm groß. Daher hatte die Firma viel Platz, immer wieder Erweiterungsbauten neu zu errichten, so dass sich ein Ensemble entwickelt hat, das die aufeinander folgenden Baustile beinhaltet.   

Der Besuch des Industriemuseums in Rüsselsheim ist auch für Schulklassen sehr zu empfehlen, ebenso Führungen mit Dr. Schirmbeck auf der Route der Industriekultur, speziell verbunden  mit Schifffahrten der Primuslinie im Frankfurter Hafenbereich.