10.5.2019: GEW-Senior*innen in Frankfurt

Führung in der Altstadt

GEW-Senioren aus OF-Stadt und OF-Land am 10.5.2019 in Frankfurts Altstadt

Unser Stadtführer zeigte nicht nur die „neue“ Altstadt, sondern machte uns die Veränderungen in den Konzeptionen der Stadtplanung nach dem 2. Weltkrieg deutlich: Anfangs (1953)bestand kein Interesse, die Altstadt im ursprünglichen Zustand wieder aufzubauen. Es wurden helle Wohnungen mit großen Fenstern neu gebaut. Später (1983)entstand die Ostzeile des Römerbergs mit nachempfundenen Fachwerkhäusern, die es so früher nie gegeben hat. 

 

Das einzige Fachwerkhaus auf dem Römerberg, das noch original erhalten ist, ist der Wertheimer Hof – auf dem Weg vom Römer zum Eisernen Steg rechts. Er ist leider in Privatbesitz und das letzte Mal vor 50 Jahren saniert worden. Dieses Haus hat die Bombenangriffe im März 1944 fast unbeschadet überstanden, da die Frankfurter Feuerwehr es ununterbrochen mit Mainwasser bespritzt hat, damit der dortige Notausgang aus dem Kellersystem der Altstadt begehbar blieb. Alle anderen Fachwerkhäuser brannten lichterloh. Der Schuttberg von den Steinmauern wurde abtransportiert, zermahlen und zu Bausteinen verarbeitet. Bei den Neubauten wurden teilweise Elemente der Vorgängergebäude eingebaut: Sandsteinverzierungen, Eichenholzreliefs, oder der Vorsprung im 1. Stock. Zwischen dem Römer und dem Dom entstand zunächst ein freier Platz, der später mit modernen Gebäuden, dem technischen Rathaus und der Schirn, bebaut wurde. Es dauerte viele Jahre, bis in der Stadtverordnetenversammlung von Frankfurt der Abriss des technischen Rathauses und der Neubau der Altstadt mehrheitsfähig war. Dieses Prestigeobjekt hat die Stadt Frankfurt mehr als 200 Millionen Euro gekostet. Es wurden 35 Häuser neu gebaut, 5 davon rekonstruiert  nach alten Vorlagen. Die Anordnung der Häuser und Gassenführung entspricht den alten Plänen. Die Stadt Frankfurt hat die fertigen Wohnungen als Eigentumswohnungen an Privatpersonen verkauft, angeblich nachdem Losverfahren, aber weit unter den Herstellungskosten, wodurch das große Defizit entstand. Viele Wohnungseigentümer vermieten ihre Wohnung jetzt teuer (2000 € kalt für 100 qm), subventioniert vom Steuerzahler. Ob Gastronomie und Geschäfte sich dort halten können, wird sich zeigen. Ein positiver Aspekt der Neugestaltung ist die Aufwertung des Archäologischen Gartens: Die Ausgrabungen aus der Römerzeit (1. Jh.n.C.) und aus Karolinger Zeit (9. Jh. n.C.) haben ein Dach bekommen und sind durch Hinweistafeln und Modelle didaktisch aufbereitet worden. Das Dach ist allerdings schon wieder fragwürdig: Es ist der Boden des neuen Stadthauses, das über dem Archäologischen Garten schwebt. Dieses kann für Veranstaltungen teuer gemietet werden und ist überhaupt nicht ausgelastet. Die Stadt Frankfurt hat viel Geld in das Altstadt-Projekt gesteckt, an dem sich etliche Leute bereichert haben. Die Ausgaben wären im sozialen Wohnungsbau sicher besser angelegt gewesen.  Gerda Günther